Bunker

Kassandra und Paul liefen unterhalb des Steilufers, das nur hier und da von kargem Gebüsch bewachsen war, in Richtung Ahrenshoop, vorbei an den in der See liegenden Überresten zweier alter Bunkerruinen. Einer war mit einem recht kunstvollen Graffito besprüht, das eine Fackelträgerin zeigte, auf dem zweiten hatte sich eine Möwe niedergelassen. Kassandra hielt ihre kleine Kamera darauf und machte mehrere Bilder. Vor einiger Zeit hatte sie das Fotografieren für sich entdeckt und fand an der See mehr als genug Motive.

 

Dieses Tattoo trägt der bisher größte der vor dem Hohen Ufer liegenden Bunker nun schon lange nicht mehr. Schade eigentlich, denn ich fand dieses bisher am faszinierendsten und schönsten. Andererseits ist es überhaupt nicht schade, denn weil die Tattoos (fast) jedes Jahr übermalt werden, ist es auch jedes Mal wieder spannend, wie das neue wohl aussehen wird.

 

Früher haben die Bunker(teile), die dort in der See liegen, natürlich alle auf dem Hohen Ufer gestanden - teils Überbleibsel aus den 1940er Jahren, teils von der NVA. Die Natur ist unerbittlich und hat mittlerweile viel, viel Land abgetragen, so dass nach und nach die Brocken hinunterstürzten. Auch das ist im Laufe der Jahre spannend zu beobachten, denn jedes Mal ist wieder mehr vom Hohen Ufer verschwunden, jedes Jahr kann man entweder neue Bunkerteile in der See liegen sehen - oder ahnen, dass es bald wieder soweit sein wird. Zurzeit wird der größte der Bunker immer mehr freigelegt, und man sollte es daher vermeiden, unten vorbeizugehen oder oben zu nah an die Abbruchkante zu treten.

 

Für den Küstenschutz wird hier trotz viel Engagement der Fischländer bisher von staatlicher Seite wenig getan, geschuldet dem Geldmangel und der Tatsache, dass dahinter kein bebautes Land ist, sondern "nur" Felder, Wiesen und Bäume liegen, Lebensraum also für Flora und Fauna, aber nicht für den Menschen.

Wie viel Küstenschutz nötig ist, darüber streiten sich im Übrigen die Geister. Die einen möchten der Natur ihren Lauf lassen und vertrauen darauf, dass sie das immer schon getan hat und es auf die eine oder andere Weise richten wird. Die anderen möchten die Küste vor zu viel Abtragung bewahren. Welche Seite recht hat, ist für mich sehr schwer zu beantworten, weil ich beide Argumente logisch finde...