Strandstraße

Ich achtete kaum auf die Leute, die uns entgegenkamen, ich sah nicht, ob wir beobachtet wurden, ich betrachtete weder die inzwischen noch herbstlicher gewordenen Vorgärten noch die Blätter, die von den gewaltigen Linden auf der Strandstraße auf den Boden segelten, noch die Kapitänshäuser und Villen, die ich beim ersten Mal so bewundert hatte. Es lag nicht daran, dass all das nun weniger schön gewesen wäre. Es lag daran, dass ich mich völlig auf Matthias konzentrierte, selbst mein leichtes Dirigieren seiner Schritte geschah fast nebenbei. Erst als wir am Seebrückenkopf ankamen und ganz vorn stehen blieben, wo drei, vier Angler zugange waren, wurde mir klar, dass das Bild, das wir geboten haben mussten, exakt das war, was er hatte von uns malen wollen. Es war auf gewisse Weise sogar sehr intim gewesen.

Das obige Bild zeigt, habe ich mir sagen, das alte Männerkrankenhaus von Wustrow. Davon hatte ich bis vor Kurzem keine Ahnung, und erst recht nicht, als ich 2005 zum ersten Mal aufs Fischland kam. Damals waren wir schon fast wieder aus Wustrow heraus, als Jörg sich an den Namen "Strandstraße" erinnerte. Nicht nur der Name gefiel uns, auch das, was wir im Vorbeifahren gesehen hatten: die vielen lauschigen Bäume und eine Ahnung der Häuser. Also wendeten wir und fuhren schließlich die Strandstraße hinunter Richtung See. Der flüchtige Eindruck trog nicht - es war ganz zauberhaft hier! Und so blieben wir. Als nach zwei Wochen der Urlaub zu Ende war, nahm ich speziell die Strandstraße mit, weil ich mich in ein Haus verguckt hatte, das ich unbedingt zu einem Romanschauplatz machen wollte. Daraus wurde mein erster Fischland-Roman, der 2009 erschien.

 

Seitdem bin ich ungezählte Male die Strandstraße hinauf- und hinuntergelaufen. Sie wird immer etwas Besonderes für mich bleiben. Wegen damals. Aber auch weil sie in ihrer Vielfalt und Buntheit einfach unglaublich schön ist. Und genau darum findet sie auch in jedem meiner Krimis wieder Erwähnung.